4. bundesweiter Theater-Wettbewerb

zu Biographien der Opfer der NS-"Euthanasie"-Verbrechen

Logo andersartig gedenken on stage mit Einsendefrist Januar 2023

 

Online-Info-Veranstaltung am 25. November 2024 17.00-18.00

Frist für die Einreichung der Theaterstücke 15. Januar 2026

 

30.000 Namen von Opfern der NS-"EUthanasie"

Das Bundesarchiv veröffentlicht eine Liste mit 30.000 Namen von Opfern der NS-"Euthanasie"

Durchbruch im Gedenken an die Opfer der NS-"Euthanasie"-Verbrechen.

Am 30. August stellte das Bundesarchiv eine Liste der Namen der Opfer der NS-"Euthanasie" online. Die pdf ist ab sofort abrufbar.

Auf 408 Seiten alphabetisch geordnet können nun Namen, Vornamen, Geburtsdatum, Tag des Abtransports und letzte erfasste Einrichtungen von fast 30.000 Menschen, Opfern der Aktion T4, abgelesen werden. Zum 79. Jahrestag des Hitler-Erlasses "Zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" vom 01. September 1939 werden Menschen dem Vergessen entrissen, deren Namen über 8-Jahrzehnte in Archiven nur Wenigen zugänglich waren. „Ohne Namen kein Gedenken“, sagt Sigrid Falkenstein. Sie erzählte am Freitag, 31.August 2018, im Rahmen der Veranstaltung " Situation der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen in der NS-Zeit", wie sie 2003 durch Zufall auf einer „illegalen“ Liste den Namen ihrer Tante entdeckte - von deutschen Ärzten ermordet. "Es war ein Schock", sagte sie und schilderte, wie diese Entdeckung ihr weiteres Leben maßgeblich beeinflusste. "Diffuses Schweigen" in den Familien beschrieb auch Renate Michel, die 1992 als junge Frau plötzlich feststellte, dass ihre Großtante Karoline Franz während der NS-Zeit in einer Anstalt verstarb. Sigrid Falkenstein und Renate Michel verbindet jahrelange Recherchearbeit in ihren Familien, Archiven, Anstalten und Behörden. Sie beide sind auf ein mehrschichtiges Phänomen des Vergessens gestoßen, sie beide machten sich mit ihren Entdeckungen und ihrer klaren Haltung für den offenen Umgang mit den historischen Dokumenten stark.

Lange Jahre war die öffentliche Nennung der Namen der Opfer der NS-"Euthanasie"-Verbrechen nicht möglich mit der Begründung Angehörige schützen zu müssen. Behinderung und/oder psychische Erkrankung wurde durch die Nicht-Nennung der Namen der Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung und/oder psychischen Erkrankung umgebracht wurden, weiter stigmatisiert. „In Zeiten von Inklusion und der UN-Behindertenrechtskonvention kann es nicht mehr hingenommen werden, die Namen der Opfer öffentlich nicht nennen zu dürfen", betonte Sigrid Falkenstein. Sie verkündete am vergangenen Freitag am 31. August 2018 die bahnbrechende Nachricht aus dem Bundesarchiv vor einem vollem Auditorium in der Topographie des Terrors in Berlin. Für das Projekt andersartig gedenken on stage bedeutet es, dass junge Menschen auf der Liste des Bundesarchivs auf Namen aus ihrem Familienkreis stoßen können. Durch die Veröffentlichung der Opfernamen werden viele Familien erst heute erfahren, dass ihre Angehörige in einer Anstalt nicht an einer Lungenentzündung, wie es oft offiziell hieß, sondern durch Ärzte und Pflegepersonal gezielt getötet wurden. Die Geschichten dieser Menschen, jeden einzelnen von ihnen, gehört erzählt zu werden. „Durch das Brechen des Schweigens konnte Karoline weitestgehend in der Familie rehabilitiert werden“, sagte Renate Michel zum Ende ihres Vortrags.

2016 erzählte uns eine Schulklasse aus Bremerhaven, im Rahmen des ersten Jahrgangs von andersartig gedenken on stage, das Schicksal von Käthe Spreen, einer jungen Frau, die in ihrer Nachbarschaft lebte und 1941 in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet wurde. Die Aktion T4 und die anschließende sogenannte „freie Euthanasie“, die bis 1945 andauerte, erlöschte das Leben vieler Menschen in vielen Nachbarschaften. Bis zu 300.000 Menschen mit Behinderung und psychischer Erkrankung konnten dem Wahn der Nationalsozialisten und der Ideologie eines „gesunden Volkskörpers“ nicht entkommen. 30.000 von ihnen bekommen jetzt, 78 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, ihren Namen zurück.

Auf der Seite des Bundesarchivs heißt es:

"Das Bundesarchiv stellt die Erschließungsinformationen der Krankenakten mit den jeweiligen Personendaten (Namen, Geburtsdaten, Namen der letzten Einrichtungen) seit August 2018 über seine Rechercheanwendung invenio im Internet zur Verfügung. [Hinweis: Bei der Nutzung des Firefox-Browsers kommt es derzeit leider zu Zeilenverschiebungen in der Darstellung der Erschließungsinformationen. Der technische Dienstleister arbeitet an der Behebung des Fehlers.]

Zugleich wird hier eine übersichtliche Liste der Personen veröffentlicht, zu denen im Bundesarchiv Patientenakten vorliegen.

Schließlich bietet das Bundesarchiv seinen Nutzern online eine Übersicht (Inventar) über archivalische Quellen zur Geschichte der "Euthanasie" von 1939-1945 in Archiven und anderen Institutionen in Deutschland, Österreich, Polen und Tschechien."

Liste der Namen der Opfer der NS-"Euthanasie"-Verbrechen

Veröffentlich vom Bundesarchiv. Die Liste enthält nur die Namen von Personen, zu denen im Bundesarchiv-Bestand R 179 Patientenakten vorliegen.

02.09.2018

Stana Schenck

   

Sigrid Falkenstein (links) und Renate Michel (rechts) während ihrer Vorträge im Rahmen der Veranstaltung des Kontaktgespräches Psychiatrie "Die Situation der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen in der NS-Zeit" in der Topographie des Terrors am 31. August 2018 in Berlin

 

 

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